Lebensmittel in Zukunft nur Dank grüner Gentechnologie?

Mit dem Anstieg der Weltbevölkerung – im Jahr 2050 schätzt man 9,1 Milliarden Menschen – steigt der Bedarf an Nahrungsmitteln. Parallel hierzu erfolgt durch den Klimawandel mit der Zunahme von Extremwetterlagen eine Verschiebung der fruchtbaren Regionen und eine Zunahme an Schädlingen und Krankheiten im Landwirtschaftsanbau.

Eine Aufgabe der Landwirtschaft besteht darin, ausreichend Rohstoffe für Lebensmittel und Futtermittel zu erzeugen, um die Ernährung der Menschheit zu sichern. Weiterhin geht es um die Rohstoffproduktion für industrielle Produkte und für die Bioenergie, da viele Betriebsmittel auf Erdölbasis beruhen und die Kosten hierfür weiter ansteigen werden. Man setzte große Hoffnungen auf die grüne Gentechnologie. Bei der grünen Gentechnik wird das Saatgut so verändert, dass es gegenüber Unkräutern und Schädlingen resistent ist.

Nach mehr als zwanzigjähriger Erfahrung steht fest, dass die Erwartungen aus der Anfangszeit von der raschen Bewältigung des Hungers in der Welt oder der baldigen Produktion begehrter Rohstoffe auf dem Acker nicht erfüllt wurden. Beim großflächigem Anbau ist zwar eine Reduzierung des Personal-bedarfs zu verzeichnen. Die Kosten für das Saatgut sind jedoch gestiegen. Die grüne Gentechnik wird weiterhin kritisch betrachtet. Die Gegner befürchten u.a., dass sich gentechnisch veränderte Pflanzen unkontrolliert ausbreiten und so auch andere Pflanzen gentechnisch verändern können. Gentechnische Veränderungen von Saatgut können über die Pflanze bis zum Futtermit-tel und dann die Lebensmittelkette durchdringen und Menschen infizieren.

Die traditionelle Saatzucht erfolgte früher durch die Bauern selber oder durch regionale Züchter. Die Wiederaussaat wurde aus der letzten Ernte zurückgehalten. Die Aussaat passte sich den regionalen wechselnden Anbaubedingungen an und war daher nicht einheitlich.

Von den vielen tausend Pflanzenspezies konzentriert sich heute der kommerzielle Anbau auf nur 12 Pflanzen, die bekanntesten sind Mais, Reis, Soja, Kartoffel und Raps. Etwa 75% der Pflanzenvielfalt sind bereits verloren gegangen.

Bestand das Saatgut früher bis zu 80% aus eigenem Nachbau, so liegt heute die Zucht von Saatgut in den Händen multinationaler Konzerne. Die vier größten Saatgutunternehmen kontrollieren 53% des kommerziellen Marktes. Der amerikanische Konzern Monsanto ist der größte Saatguthersteller der Welt mit einem Weltmarktanteil von 23%. 90% aller gentechnisch veränderter Pflanzen stammen von Monsanto, vor allem Mais und Soja. Führende Saatguthersteller sind auch in der Agrochemie (Pestizidchemie) tätig. So gehört Monsanto auch zu den TOP 10 der Agrochemie, die fast 90% des Weltmarktes kontrollieren.

Monsanto ist bekannt für seine rigide Patentpolitik. Grundsätzlich sind Patente auf Saatgut, Tierrassen und Pflanzensorten verboten. Das Europäische Patentamt (EPA) erlaubt jedoch Patente auf technische Züchtungsverfahren, die nicht „im Wesentlichen biologisch“ sind. Monsanto hat ein Hühnerfuttermittel entwickelt, das besonders viele ungesättigte Fettsäuren enthält. Mit dem Patentantrag fordert der Konzern nicht nur die Eigentumsrechte am Herstellungsverfahren, sondern leitet auch Ansprüche auf das Futtermittel selbst und auf alles Geflügel ab, das mit dem gentechnisch veränderten Saatgut gemästet wurd, auch auf das Fleisch von Hähnchen und Puten, wenn es eine bestimmte Menge der Omega-3-Fettsäuren enthält, sogar auf die Eier. Ebenso wurde ein entsprechendes Futtermittel für Schweine entwickelt und das Patent beantragt bis hin zu fertigen Lebensmitteln aus Schweinfleisch.

Es ist zu befürchten, dass große Konzerne sich die Eigentumsrechte an Pflanzen und Tieren unter den Nagel reißen. Sie werden hierdurch noch mächtiger und bringen die Landwirte und Verbraucher in neue Abhängigkeiten. Bereits heute kontrollieren die TOP 10 der Lebensmittelproduzenten 26% der weltweit verpackten Lebensmittel. Wal-Mart ist das größte Unternehmen der Welt. In Deutschland kontrollieren Edeka, Rewe, Lidl, Aldi, Metro und Tengelmann ca. 90% des Einzelhandels.

EU-weit besteht seit 1997 eine Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderte Produkte. In Deutschland wurde im Mai 2008 mit dem Gentechnikgesetz die Kenn-zeichnung „Ohne Gentechnik“ eingeführt. Wer die Kennzeichnung verwenden will, muss nachweisen können, dass sein Produkt keinerlei gentechnisch veränderte Bestandteile enthält.

Wie wird unsere Zukunft aussehen? Globale Großunternehmen steuern den Anbau der Pflanzen über Tierzucht bis hin zum fertigen Lebensmittelprodukt im Supermarkt, also die gesamte Nahrungskette. Aus den gleichen Unternehmen kommen die Rohstoffe und die Bioenergie.

Was können wir als Verbraucher dagegen tun? Mit dem Verzicht auf grüne Gentechnologie und Verzehr von weniger Fleisch können wir lokal der Entwicklung entgegenwirken. Hierzu gehören auch die Verwendung von saisonalen Produkten aus der Region und die Nachfrage nach Vielfalt der Produkte.

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