Konfirmation 2019 / 2020

Konfirmation 2019 / 2020

Die Konfirmation fand statt am:

  • Samstag, 05.09., und am Sonntag, 06.09.2020 in Blankenstein
  • Samstag, 12.09., und am Sonntag, 13.09.2020 in Welper.

Insgesamt waren es neun Gottesdienste – die wegen Corona in einem kleineren Rahmen als sonst gefeiert wurden.

Hier die Konfirmationspredigt von Pfarrer Uwe Crone:

Hier die Konfirmationspredigt von Pfarrer Uwe Crone:

Selfie von Gott

Ach Mann. Wenn man Gott doch nur sehen könnte! Aber er scheint sich zu verstecken. Da wart ihr Konfis euch einigermaßen einig: es ist schwierig.

Denn: Wie soll man an ihn glauben, wenn man ihn gar nicht sehen kann?

Dabei konnte ich merken, es ist euch schon klar gewesen, was der Sinn von Glaube sein kann:

Man fühlt sich geborgen.

Er gibt einem Halt – der Glaube.

Er hilft einem, wenn es einem mal schlecht geht.

Man findet einen Sinn in seinem Leben.

Alles gut und schön. Wenn nur Gott es einem nicht so schwer machen würde. Noch nicht mal ein Bild darf man sich von ihm machen. Ist verboten – in den 10 Geboten.

Und als ich euch in Xanten die Aufgabe gegeben habe (Kachel): malt euer eigenes Bild von Gott!, da waren natürlich sofort einige ganz schlau, (weil sie dachten: da kann ich mir Arbeit sparen?) und das kam sofort wie aus der Pistole geschossen: Darf man nicht!

Na klar, weil alle unsere Bilder Gott nicht fassen können. Trotzdem machen wir uns ja immer Bilder von Gott. Wir Menschen können gar nicht anders. Weil wir alles erfassen wollen. Das würden wir auch bei Gott gern – ihn erfassen. Aber wenn er so wäre, dass wir ihn fassen, begreifen würden, dann wäre er nicht Gott.

Schön wäre es ja, er selbst würde uns ein Bild von sich geben. A picture of himself. Ein Selfie wäre toll!

Ein Selfie von Gott!

Was haben wir uns gefreut, als wir auf unseren Handys die Reverse-Funktion für Fotos entdeckt haben: wir konnten uns selbst fotografieren! Wir brauchten niemand, der von uns ein Foto macht vor dem Eiffelturm, dem Brandenburger Tor, am Strand, im Konzert, beim Sport, in der Schule, mit Stars sogar. Das konnten wir auf einmal eben selbst machen!

Wie geil ist das denn!

Selfies waren auf einmal ganz modern. Allein. Zu zweit. Gruppen-Selfie. Man möchte andere natürlich damit beeindrucken: guck mal, wo ich bin! Und guck mal, wen ich kenne! Selfies sollen natürlich immer nur meine positiven Seiten zeigen. Aber Vorsicht! Doppelkinn-Gefahr, wenn man das Handy nicht im richtigen Winkel hält!

Wie toll das wäre: Ein Selfie von Gott!

So ein Selfie von Gott zu bekommen, das würde schon weiterhelfen! Aber ein Selfie von Gott – was würden wir da sehen? Hat Gott etwa auch ein Doppelkinn? Und geht das überhaupt – ein Selfie von Gott?

Also bestimmt nicht so, wie ihr das auf eurem Programm seht. So sieht Gott nicht aus. Ein Kreis mit einem Auge in einem Dreieck. Das passt ja auch gar nicht zu den menschlichen Händen, die da auf den Auslöser drücken.

Aber weil Menschen, wie gesagt, ja immer ein Bild von Gott haben müssen, haben sie sich dieses Bild ausgedacht:

  • das Auge, weil Gott angeblich alles sieht,
  • der Kreis, weil Gott vollkommen ist,
  • das Dreieck wegen Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist.

so kann man es in Blankenstein auch auf einem Fenster sehen! Wenn aber nicht so, wie denn dann? Und hat Gott das überhaupt nötig?

Wir wollen uns ja mit einem Selfie in ein möglichst gutes Licht rücken, zeigen, wie toll wir sind. Deswegen lassen wir das Selfies ja auch nicht auf unserem Handy, sondern teilen es und laden es in die sozialen Netzwerke: WhatsApp, Instagram, Snapchat… Was es auch immer wieder Neues gibt…

Aber Gott?

In gewisser Weise macht Gott das tatsächlich. Er postet seine Infos nur nicht mit einem Smartphone. (Ich bin mir gar nicht mal sicher, ob Gott eins hat, und wenn, welche Marke.) Und nicht auf Facebook. Und nicht per WhatsApp. Aber schon mit Worten.

In der Bibel steht tatsächlich an manchen Stellen was über Gottes Selfie.

Ganz am Anfang der Bibel, wo erzählt wird, was geschah, als Gott fast alles erschaffen hatte (1. Mose 1, 26-27), heißt es:

26 Dann sagte Gott: »Jetzt wollen wir den Menschen machen, unser Ebenbild, das uns ähnlich ist. Er soll über die ganze Erde verfügen: über die Tiere im Meer, am Himmel und auf der Erde.« 27 So schuf Gott den Menschen als sein Abbild, ja, als Gottes Ebenbild; und er schuf ihn als Mann und Frau.

Aha! Gott hat uns Menschen als sein Abbild, ja, als sein Ebenbild geschaffen!

Selfies Gottes? Das sind wir alle!

Was für eine Überraschung: wir alle, egal ob groß oder klein, dick oder dünn, behindert oder unbeeinträchtigt, gut gelaunt oder mies drauf, Junge oder Mädchen, Asiate, Europäer oder Afrikaner, hetero- oder homosexuell, Frau oder Mann. Und divers bestimmt auch.

Da also können wir Gott entdecken: in jedem Menschen! Ja, es ist eigentlich eine Ehre, dass Gott uns als seine Ebenbilder geschaffen hat. Und deswegen hat jeder Mensch eine ganz besondere Würde. Und wir sollten unsere Mitmenschen voller Würde behandeln, denn in ihnen begegnen wir Gott!

Und sowas wie Rassismus, oder sonst eine Abwertung von Menschen – weil sie eine andere Hautfarbe haben – weil sie eine Frau sind – weil sie anders lieben als der Rest – das geht um Gottes Willen gar nicht.

Das gibt’s aber natürlich alles. Und das kann einen oft richtig verzweifelt machen, was wir Menschen einander antun. Und da zeigt sich, dass wir Menschen als das Bild Gottes, als seine Selfies, irgendwie verwischt sind, so, als ob einer einen falschen Filter draufgelegt hat. Als ob wir Menschen unscharf und verwackelt wären, nicht mehr so, wie wir ursprünglich mal gedacht waren. Wir geben oft ein trauriges Bild ab.

Gott hat das auch gesehen. Und er will das beheben. Und zeigt uns deshalb noch ein ganz anderes Selfie von sich.

Im Schreiben an die Christ*innen in der Stadt Kolossä, in der heutigen Türkei, in einem Brief im Neuen Testament heißt es:

»Er – Jesus – ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes.« (Kol 1, 15a)

Gott erschafft uns Menschen nicht nur. Gott wird selbst Mensch, er gibt sich ein menschliches Gesicht. Jesus ist das neue Selfie Gottes.

Wenn das kein Grund für eine spontane Weihnachtsfeier ist! Endlich werden die Bilder, die wir uns von Gott machen, unsere Vorstellungen davon, wie wir uns Gott einbilden, einfach ersetzt durch sein neues Bild.

Wie toll! Der große Gott zeigt sich uns. So, wie er wirklich ist. In seinem Sohn erkennen wir ihn.

Aber – das ist ja blöd. Er ist gar nicht so groß und wunderbar und göttlich, wie wir uns immer gedacht haben. Sein Bild ist wieder ganz anders. Und das zeigt, dass es in Wahrheit nur wieder unser Bild war, das wir uns in unserem kleinen Kopf ausgedacht hatten.

Dieses zweite, ganz andere Selfie Gottes zeigt uns den Menschen Jesus:

Geboren in einem Viehstall irgendwo am Rand der Welt, unter widrigsten Umständen, in Schmutz und Obdachlosigkeit, kein Königskind, ein Kind einfacher Leute, Handwerker wie sein Vater, Schreiner, dann später ein umherziehender Wanderprediger.

Er war einer, der sich mit den Verachteten abgab, mit denen, die am Rand der Gesellschaft standen, mit Kranken, Prostituierten, mit denen, die man als Sünder abgestempelt hatte, mit Gesindel, wie die meisten zu seiner Zeit dachten.

Kein Wunder, dass viele Menschen Zweifel daran hatten, ob Jesus wirklich ein Selfie von Gott ist. Das war doch eine ziemliche Enttäuschung.

Der?!? Ein Bild Gottes? Gottes Sohn?!?

Im Leben nicht – dachten die offiziellen Vertreter der Religion. Und die haben dann auch dafür gesorgt, dass er beseitigt wurde: verhaftet, gefoltert, gekreuzigt, gestorben und begraben!

Aber dabei beließ es Gott nicht. Er löschte sein Selfie nicht. Er hatte kein Problem damit, dass sein Bild nicht vorteilhaft wirkte, ihn nicht ins beste Licht rückte, die Menschen nicht beeindruckte.

Er stand zu diesem Bild von sich. Jesus blieb nicht tot. Er ist auferstanden von den Toten. Das hat Gott gemacht.

Für mich bedeutet das: All das, was uns als Bild Gottes verwackelt, unscharf macht, verpixelt, das kennt Gott. Er hat es in Jesus selbst erlebt und erlitten. Und er hat es überwunden. Das nennt die Bibel „Er hat uns unsere Sünden vergeben“.

Und dadurch haben wir die Chance bekommen, wieder die wunderbaren Bilder Gottes zu werden, als die Gott uns gedacht hatte. Wir sehen nicht unbedingt glamourös aus, ge-photoshop-ed, unglaublich attraktiv, im Model-Style. Wie nicht von dieser Welt. Und irgendwie falsch.

Aber: wir werden authentisch, regelrecht sympathisch, mit klarem Blick auf das, was gut ist. Und wir werden vor allem eins: menschlich.

Der Stoßseufzer vom Anfang löst sich hier auf: Ach Mann, wenn man Gott doch nur sehen könnte!

Kann man! Kannst du!

Gott versteckt sich nicht. Du kannst ihn finden. Er zeigt dir sein Bild.

Du selbst bist es: ein Selfie Gottes. Und alle anderen Menschen. Und du erkennst ihn in Jesus Christus. Schau nur mal genau hin!

Amen.

 

 

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