Gedanken im Mai 2017

„Du siehst mich“

Das ist die Losung des diesjährigen Ev. Kirchentags in Berlin.
Nur drei Worte. Aber sie zeugen von einer Beziehung zwischen einem Du und einem Ich. Das Verb „Sehen“ verbindet die Beiden. Sehen ist, wenn man nicht gerade sehbehindert ist, für uns ein ganz normaler Vorgang. Darauf achten wir im Alltag gar nicht besonders. Wir sehen unsere Umwelt, die Häuser, die Straßen, die Autos, die Natur und auch die anderen Menschen um uns herum. Aber nehmen wir auch intensiv wahr, was wir sehen? Gerade jetzt im Frühling, wenn die Natur aus dem Winter erwacht, kann ich die wunderschönen Blüten und Blumen sehen. Die Bäume werden grün, alles belebt sich nach dem Winter wieder. Aber ich kann auch an all dem vorbei gehen, es zwar sehen, aber nicht intensiv wahr- und in mich aufnehmen.
Genauso geht es uns sicher auch mit Menschen. Wir sehen die vielen Menschen um uns herum, mit denen wir täglich zu tun haben, auf der Arbeit, in der Schule, in der Kirche, beim Einkaufen.
Das Wort „Sehen“ in der Losung meint aber mehr als den normalen Seh-Vorgang. Es bedeutet wahrgenommen und in unserer Ganzheit erfasst zu werden. Mit all unseren Schwächen und Stärken. Und nicht nur wahrgenommen, sondern auch angenommen zu werden. Gott sieht uns, so wie wir sind. Wir müssen ihm nichts vormachen. Das können wir auch gar nicht, weil er ganz tief in uns reinschauen kann. Auch, wenn wir hier in dieser Welt viele verschiedene Rollen spielen, unsere Schwachpunkte nicht zeigen wollen, es gibt jemanden, dem können wir nichts vormachen.
Beim Nachdenken über diese Losung merke ich, dass mich diese Erkenntnis ganz tief im Innern berührt und glücklich macht, weil Gott mich so sieht und liebt, wie ich bin.

Ihre / Eure Antje Meiswinkel

„Du siehst mich“

Das Thema des Berliner Kirchentages erinnert mich an die Aussage: „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Dieses Zitat aus dem Buch „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupery meint, so glaube ich, von innen, mit meinem Herzen – „zu sehen“! Ja, vielleicht: mich und meine Mitmenschen und die gesamte Schöpfung „ganz neu“ sehen zu lernen.
Diesen „inneren Blick“ auch auf dem Kirchentag in Berlin und Wittenberg wieder ein wenig neu einzuüben, weckt in mir eine Vorfreude auf Begegnungen mit Menschen, die ich zum Teil kenne, aber auch Etliche, denen ich wohl zum ersten Mal „über den Weg“ laufen werde. Egal ob in einer der vielen musikalischen Veranstaltungen, bei interessanten Bibelarbeiten, mich inspirierenden liturgischen Feiern oder eben bei sonstigen überraschenden Ereignissen.
Die „Dinge um mich herum“ – hier in unserer Kirchengemeinde oder im fernen Berlin – nicht nur oberflächlich zu betrachten, sondern zu versuchen „Wesentliches“ zu entdecken, liegt mir am Herzen. Das „zu sehen”, was hier auf dieser Erde für uns Menschen heute wirklich wichtig ist, für mich, für uns, von Mensch zu Mensch, von Herz zu Herz.
Denn die uns von Gott geschenkte einzigartige Würde macht dich und mich innerlich sehr reich.
SO SIEHT UNS GOTT! Mit diesem „inneren Sehen“ – eben mit meinem Herzen, möchte ich neu beginnen meinen Mitmenschen zu begegnen. Martin Luther hat das vor fast 500 Jahren ähnlich ausgedrückt: „Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen, mir Leib und Seele, Augen, Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erhält“.
Ich bin überzeugt: Wenn ich das Wesentliche – Gott sieht mich als wertvoll an, wir alle haben unsere menschliche Würde von ihm bekommen – Schritt für Schritt „mit meinem Herzen gut sehen lerne“, dann kann ich auch echte Wertschätzung gegenüber anderen Menschen, ja zur gesamten Schöpfung, spüren und leben. Das wünsche ich uns allen hier in Hattingen, aber auch auf dem Kirchentag in Berlin und Wittenberg Ende Mai – von Mensch zu Mensch!

Herzlich, Ihr / Euer Karl Otto Meiswinkel

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