Anmelden. Wecker stellen. Mitfeiern!

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Viele sind dem Aufruf zum Treffen per Internet gefolgt. Es war der erste Online-Gottesdienst – mit kleinen technischen Tücken!

Liebe Freundinnen und Freunde unserer Gemeinde!

das war auf alle Fälle ein “spannendes Experiment”, dieser Online-Gottesdienst am vergangenen Sonntag! Obwohl die Technik bei der Wiedergabe der Orgel und dem Umschalten der Sprecher beim Räuspern noch hakte, war es dennoch sehr schön,  Euch wiederzusehen, den Geist zu spüren und ein wenig von der Gemeinschaft in Jesus zu erleben, die so wichtig ist für das Leben und auch für die Gemeinde.

Wenn Ihr noch einmal die Predigt verfolgen möchtet, so könnt Ihr dies hier  tun und auch den unten angehängten Text dazu nachlesen.

Wenn Ihr noch eine Kollekte (Hilfe für Frauen in Not) geben möchtet, könnt Ihr dies ebenfalls noch tun unter:

Ev. Kirchenkreis Schwelm
IBAN DE71 4416 0014 4009 5550 01
Stichwort „Frauen in Not“

Nähere Infos sind auf den Webseiten des Kirchenkreis Schwelm zu finden.

Zum Glück endet irgendwann auch die längste Auszeit! Ich freue mich schon heute darauf, Euch wieder in Blankenstein oder Welper “Live” sehen zu können! In der kommenden Woche wird das Presbyterium festlegen, wann wir wieder mit Präsenz-Gottesdiensten starten werden.

Euer Uwe Crone & das Gottesdienst-Team

Gottesdienst per Video-Konferenzsystem – spannend aber nicht ganz fehlerfrei!

Und hier der Predigttext zu 1. Petrus 2, 21b-25:

Ihr Lieben!

Das Leitbild dieses Sonntags ist: Der gute Hirte.  Und was für ein Zufall: am Donnerstag war ich mit dem Fahrrad auf der Rauendahlseite auf dem Leinpfad unterwegs, und auf dem anderen Ufer der Ruhr, auf der Welper-Seite, weidete der Schäfer seine Schafherde. Wie gerufen! Ein schönes Bild. Der Fluss, die saftige Weide, die wolligen Schafe, alles ganz entspannt.

Die Wirklichkeit in der Zeit von Jesus und auch davor und danach sah anders aus: Ständig hatte man Sorge: wo finde ich Wasser? Wo ist eine gute Weide in diesem kargen Land? Wie kann ich meine Tiere beschützen? Denn Tiere wurden krank, wurden geraubt, Raubtiere fielen in die Herde ein, rissen Tiere.

Der gute Hirte. Das Bild hat dennoch einen guten Klang in meinen Ohren. Meine Tochter hatte, als sie klein war, ein Kuscheltier, das Wäfchen. In meinen Kindergottesdiensttagen war mir eines der liebsten Gleichnisse Jesu das von dem kleinen Schaf, das verloren ging und für das der gute Hirte seine anderen 99 zurücklässt, um dieses eine zu suchen. Grenzenloses Gottvertrauen hat diese Geschichte als Kind in mir geweckt.

Ich glaube, alle Kinder mögen sie.

Das improvisierte “Fernsehstudio”

Kinder können unbekümmert glauben. Kinder können sich in der Liebe und Fürsorge Gottes bergen. Da ist noch kein Zweifel, keine Frage, kein kritisches Nachdenken, keine schwierige Situation, die den Glauben infrage stellt: Gott ist für mich da. Gott kümmert sich um mich, wie ein Hirte sich um sein Schäfchen kümmert. Das ist die Grundlage allen Glaubens, so etwas zu erfahren.

Ich finde, man kann Eltern dankbar sein, wenn sie ihrem Kind diese ersten prägenden Erfahrungen mit einem lieben Gott ermöglichen, die einen ein Leben lang tragen können.

Aber mein Kinderglaube ist dann mit mir auch in die Pubertät gekommen. Pubertät heißt auch: Ich stelle alles infrage, vor allem Traditionen und Autoritäten. Dann kommen auch die Kirche und der Glaube auf den Prüfstand.

An vieles konnte ich in dieser Zeit nicht mehr glauben, nicht an die Kirche, nicht an die Bibel, manchmal vielleicht sogar nicht einmal mehr an die Existenz Gottes.

Was mich und meinen Glauben durch diese Zeit hindurch trug, war die Gemeinschaft der Glaubenden, fühlbar und erlebbar in der Jugendarbeit des CVJM in meiner Heimatstadt. Hier fand ich die Geborgenheit, die ich als Jugendlicher brauchte. Hier fühlte ich mich angenommen.

Mein Kinderglaube wandelte sich zu einem Erwachsenen Glauben. Und das war noch im Gange, als ich mein Theologiestudium begann. Da erlebte ich, wie Glaube und Vernunft zusammenkamen, wie Bibel und Glaube mit wissenschaftlichen, historisch-kritischen Methoden betrachtet wurden. Wie die selbstverständlichen Wahrheiten hinterfragt wurden.

Für viele, die ich kenne, wurde das eine existentielle Anfechtung: die Zweifel nicht aushalten zu können, nicht mehr glauben zu können. Für mich aber notwendig auf dem Weg zu einem erwachsenen Glauben, weil ich spürte: Ich kann glauben – und dabei ein denkender Mensch sein und bleiben, nicht mehr in dem engen Rahmen, den ich im Heimat-CVJM vorgefunden hatte, wo man nur inoffiziell zweifeln durfte und das als Manko gesehen wurde, wenn man das tat.

Im Rückblick kann ich sagen: Ja, der Glaube an den guten Hirten, wie er mir in Kindertagen mit auf den Weg gegeben wurde, hat durchgetragen, trotz aller Wandlungen, die er genommen hat.

Es kann aber auch anders kommen, wenn ich an die vielen Menschen denke, die mir begegnet sind, und die ihren Glauben nicht so festhalten konnten, weil sie sich selbst nicht gehalten fühlten,  weil sie Gott so nicht erfahren haben, als einen liebenden, nachgehenden Gott.

Auch im Moment fragen viele, warum denn Gott wohl so etwas zulässt, dass es so viele Tote und schwer kranke Menschen gibt. In anderen Ländern unter viel schlimmeren Umständen als bei uns. Sie fragen und verstehen es nicht. Und viele leiden darunter, was wir im Moment für Einschränkungen durchmachen. Und halten es kaum aus. Psychisch, physisch, finanziell, existentiell.

Auch die frühe Kirche der Christenheit machte solche schmerzliche Reifungsprozesse durch. Der erste Petrusbrief zeigt es uns. Da heißt es:
Ihr wisst doch: Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt.

Viele liebe Menschen wiedergesehen!

Wenn er beleidigt wurde, gab er es nicht zurück. Wenn er leiden musste, drohte er nicht mit Vergeltung, sondern überließ es Gott, ihm zum Recht zu verhelfen.

Am Anfang waren die Apostel dem Auftrag von Jesus gefolgt und gingen in alle Welt. Überall hatten sich Menschen zum christlichen Glauben bekehrt. Überall waren christliche Gemeinden entstanden. Und da bricht die Wirklichkeit unbarmherzig herein.

Christinnen und Christen sind so anders als die anderen, dass sie von den Nachbarn oft misstrauisch beäugt werden wie Fremde. Und die Regierung stärkte diese Haltung. Der römische Kaiser Domitian verfolgte die Juden und die Christen erbarmungslos.
Der Briefschreiber erinnert seine Empfänger: Christus selbst hat ja gelit-ten. Ein Leben ohne Leid gibt es nicht. Und das gilt auch für das Leben eines Christen.

Das wollen wir oft nicht wahrhaben. Und darin steckt eine Gefahr: Es gibt Menschen, die ihren Kinderglauben nie ablegen. Unter der Hand verwandelt er sich in einen Wohlfühlglauben. Wohlfühlglaube heißt: ich habe den Anspruch an Gott, dass immer alles gut wird. Wenn das nicht hinhaut, kann Gott ja wohl kein guter Hirte sein. Aber so ein Glaube trägt nicht, wenn es darauf ankommt. Wenn jemand dann Leid und Schmerz am eigenen Leib erfährt, ist er zum Scheitern verurteilt.

Ist der Glaube an den guten Hirten dann nicht auch Kinderglaube? Wohlfühlglaube? Ich finde nicht. Wir haben am Anfang des Gottesdienstes den 23. Psalm gesprochen. Immer wieder sagen mir Menschen, und beileibe nicht nur alte, er sei für sie der wichtigste Bibeltext überhaupt. Obwohl – oder gerade weil – sie viel Schweres in ihrem Leben erleiden mussten.

Aber der Psalm 23 verschweigt ja nicht die finsteren Täler des Lebens:
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir.

Der 1. Petrusbrief stellt das Leid direkt neben das Bild vom guten Hirten:
24 Unsere Sünden hat er ans Kreuz hinaufgetragen, mit seinem eigenen Leib. Damit sind wir für die Sünden tot und können nun für das Gute le-ben. Durch seine Wunden seid ihr geheilt worden!
25 Ihr wart wie Schafe, die sich verlaufen haben; jetzt aber seid ihr auf den rechten Weg zurückgekehrt und folgt dem Hirten und Hüter eurer Seele, der euch leitet und schützt.

Der gute Hirte ist Christus. Er steht nicht unverwundbar über allem, was Menschen erleiden, sondern erleidet es selbst. Er bleibt dabei, gerade wenn es schwer wird. Er geht den Verirrten nach und begibt sich dabei selbst in Todesgefahr.  Ja, er steigt sogar hinab ins Reich des Todes, um die Toten zurück ins Leben zu holen.

Ich weiß, dass ich einen an der Seite habe.
Einen, dem ich grenzenlos vertrauen kann.
Einen, der mit mir hinabsteigt in die finstren Täler meines Lebens.
Einen, der mit mir in die Tiefe geht, in die Tiefe meines Lebens, meiner Seele.

Und mit dem zusammen ich dann wieder aufsteige ans Licht.  Ich weiß, er ist da: ein wirklich guter Hirte.

Er, Christus, der bei mir bleibt, in allem, was geschieht. Auch in dieser verrückten Zeit.

Amen.

admin