Gedanken im Juni / Juli 2021

Gedanken im Juni / Juli 2021

“Tod, wo ist dein Stachel, Hölle, wo ist dein Sieg?“

In den 1950er Jahre hatte ich richtig Angst. Im Kindergottesdienst lernten wir den Text: „Tod, wo ist dein Stachel, Hölle, wo ist dein Sieg?“ Was sollte ich sechs-bis siebenjähriger Steppke damit anfangen? Freund Hein war gerade bei uns eingekehrt und hatte meinen Vater geholt! Was halfen mir des Pfarrer Worte, wir hätten noch einen Vater im Himmel? Diese Worte: Tod – Stachel – Hölle – Sieg. Mir ging es doch wie jenem Mädchen bei Matthias Claudius:

„Vorüber! Ach vorüber!
Geh wilder Knochenmann!
Ich bin noch jung, geh Lieber!
Und rühre mich nicht an.“

Heute, dem Tod näher, bin ich viel gelassener, habe keine Angst. Als Junge begriff ich nicht, dass es um das Leben geht, unser Religionsstifter verkündete das Leben, das ist das Heil. Der Tod ist Fakt, aber wir müssen ihn nicht fürchten; wir sollen leben, damit wir dereinst beruhigt sein können, wenn es heißt:

„Gib deine Hand, du schön und zart Gebild!
Bin Freund, und komme nicht, zu strafen:
Sei guten Muts! Ich bin nicht wild,
Sollst sanft in meinen Armen schlafen.“

Franz Schubert vertonte diesen Text von Matthias Claudius. Der erste Vers steht in dunklem Moll, der Übergang zu Vers zwei wechselt in ein Stimmung aufhellendes, tröstendes Dur.

Der Tod gehört zum Leben, dessen müssen wir uns bewusst sein. Hoffen wir, dass eine Hand da ist, wenn es ans Sterben geht.

Auch das Leben des Helfers ist erfüllter, man weiß zu schätzen, was es bedeutet, Mitmenschen zur Seite gestanden zu haben. Man ist bereichert. Das macht das Menschsein aus: keiner ist allein, Zufriedenheit findet nicht in der abgeschiedenen Kammer statt.

In diesem Sinne auch noch nachträglich: Frohe Ostern!

Ihr / Euer Erhard Fröhner

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