Gedanken im Dezember / Januar 2022

Gedanken im Dezember / Januar 2022

Ich warte. Eigentlich warte ich ständig auf irgendetwas.

Ich warte an der Kasse im Supermarkt, in der Telefon-Warteschleife meines Internet-Providers. Ich warte auf den lang ersehnten Urlaub und ich warte darauf, dass der Winter endlich vorbei ist und der Frühling beginnt.

In den meisten Situationen weiß ich, dass mein Warten demnächst von Erfolg gekrönt sein wird. Die Warteschlange an der Kasse wird sich auflösen und irgendwann wird der nächste freie Mitarbeiter ans Telefon gehen und dem nervigen Warteschleifen-Gedudel ein Ende setzen. Irgendwann wird sich die Möglichkeit ergeben, mal ein paar Tage Urlaub zu nehmen und auf den Winter wird auch im nächsten Jahr der Frühling folgen. Das ist sicher.

Aber ich warte auch auf Dinge, bei denen ich nicht so sicher bin, wann und ob das Warten irgendwann ein Ende haben und wie dieses aussehen wird. Ich warte auf das Ende der Pandemie, auf wichtige Nachrichten, auf eine zündende Idee, wie ich ein Problem lösen könnte, das mich schon so lange quält. Ich warte darauf, dass meine kleinen und großen Lebensträume sich erfüllen. Manchmal warte ich nur ein paar Minuten oder Stunden, manchmal aber auch mehrere Wochen oder sogar Jahre.

Worauf warten Sie? Auf den Bus, der morgens regelmäßig Verspätung hat? Auf ein besonderes Lebensereignis, die große Liebe, den Lottogewinn oder auf Genesung von einer schlimmen Krankheit?

Warten kann ganz schön zermürbend sein. Nicht selten wird meine ohnehin nicht in großen Mengen vorhandene Geduld dabei auf eine harte Probe gestellt.

In mein ständiges Warten hinein kommt mir ein Lied in den Sinn, dass mich in den letzten Wochen häufig begleitet hat. Felix Mendelssohn Bartholdy hat in seinem Oratorium „Elias“ Verse aus dem 37. Psalm zu einer wunderschönen Arie verarbeitet. Dort heißt es: Sei stille dem Herrn und warte auf ihn. Er wird dir geben, was dein Herz wünscht. Luther hat das so übersetzt:

„Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn. Er wird’s wohl machen.“ (Psalm 37, 5)

Mit dieser Zusage kann ich das Warten aushalten. Manchmal weiß ich nicht, ob mein Warten überhaupt einen Sinn hat und wann und wie sich meine Erwartungen erfüllen werden. Aber mit der Gewissheit, dass Gott ganz genau weiß, was gut für mich ist, wird aus meinem angespannten Warten ein freudiges Erwarten. Und schon häufig durfte ich erleben, dass sich mein Warten gelohnt hat. „… so kommt Gott, eh wir’s uns versehn, und lässet uns viel Guts geschehn“ textet Georg Neumark in einem bekannten Kirchenlied.

Im Moment warten wir ja alle wieder gemeinsam. Im Advent warten wir auf die Ankunft Gottes. Und wir dürfen sicher sein, dass sich unser Warten lohnt: Gott kommt. Als kleines Kind in der Krippe kommt Gott zu uns Menschen.

Gott kommt in mein angespanntes Leben und ruft mir zu: Fürchte dich nicht! Hab Geduld. Entspann’ dich. Ich kenne dich und ich weiß, was du brauchst und wann der richtige Zeitpunkt dafür ist. Es wird gut!

Eine erwartungsvolle, entspannte und gesegnete Adventszeit wünscht Ihnen und euch!

Heike Schröder

admin