Gedanken im Februar / März 2022

Gedanken im Februar / März 2022

Was macht eigentlich eine gute Beziehung aus?

Liebe Gemeindebrief-Leserinnen und-Leser,

kennen Sie die Frage: Was macht eine gelingende menschliche Beziehung aus?

Eins vorweg, ich bin überzeugt: Um wohltuende Beziehungen leben zu können, ist es wichtig, untereinander mit Nähe und Distanz achtsam umzugehen. Gerade heute in unserer Zeit, wo sich viele Menschen nach mehr Nähe sehnen – körperlich, wie auch emotional. Nicht nur in unserer von Corona geprägten Zeit haben Menschen wiederholt Grenzüberschreitungen oder gar Verletzungen durch andere erfahren. Manche erleben dies quasi als eine Mauer, die um sie herum irgendwie aufgebaut wird.

Mein Eindruck ist: Die meisten wollen sich vor Grenzverletzungen anderer schützen. Dies kann sogar den Preis haben, sich einsam oder von anderen nicht unterstützt zu fühlen. Umso wichtiger ist es für mich aktuell, aufmerksam und differenziert mit Nähe und Distanz umzugehen. Gerade jetzt benötigen wir, trotz allem, die Begegnung mit uns wichtigen Menschen: den Partnern, unserer Familie, unseren Freunden und Bekannten, auch in unserer Gemeinde, wie und wo auch immer. 

Manchmal, so glaube ich, tun wir gut daran, erfinderisch zu sein, jede und jeder in ihren/seinen verantwortungsvollen Möglichkeiten unserer jeweiligen Freiheit. Immer wieder muss ich mich z.B. neu darin üben, gut in Kontakt mit meinen eigenen Grenzen zu kommen: Nur dann JA zu sagen, wenn ich innerlich ein Ja verspüre – aber auch NEIN zu sagen, wenn ich ein Nein wahrnehme. Denn: Grenzen zu beachten, bedeutet m. E. für uns Menschen – allezeit – auch gut für uns selbst zu sorgen und unsere eigenen Bedürfnisse im Blick zu behalten. Zugleich heißt es für mich aber auch, die Grenzen und Bedürfnisse meiner Mit-Menschen zu respektieren. Dass es bei solch elementaren Erfahrungen von Nähe und Distanz eben nicht nur um meine Sicht der Dinge geht, wurde mir vor kurzem noch einmal deutlich vor Augen geführt – beim Lesen eines Buches, von einer Familientherapeutin geschrieben:

„Ich glaube, das größte Geschenk, das ich von jemandem bekommen kann, ist, dass er mich sieht, mir zuhört, mich versteht, und mich berührt. Und das größte Geschenk, das ich einem anderen Menschen machen kann, ist, ihn zu sehen, ihm zuzuhören, ihn zu verstehen und ihn zu berühren. Wenn das gelingt, habe ich das Gefühl – schreibt sie – dass wir Menschen uns wirklich begegnet sind.“

Ich erkannte neu: Diese aufbauenden Kraftquellen des Zuhörens und des Verstehens brauche ich in meinem Leben. Aber wohl nicht nur ich? In unseren besonderen Zeiten mehr denn je! 

Und zwar immer wieder neu. Sie tun mir in gefühlt unsicheren Zeiten richtig gut – körperlich und seelisch – im Blick auf meine/unsere zukünftigen Begegnungen. 

Dabei berührt mich besonders: Das bedeutsame JA GOTTES zu uns Menschen. Dafür bin ich von Herzen dankbar. Auf diese Weise erfahre ich meine Menschlichkeit. Denn, und daran glaube ich: Wir Menschen – und zwar wir alle – sind mit Würde begabt. Die Bibel nennt das Ebenbildlichkeit.

Somit sind wir alle zunächst wert-voll in den Augen Gottes. Wir werden gesehen und können zugleich lernen, andere Menschen zu sehen – vielleicht sogar ein Stück mit einem göttlichen Blick.

Geradezu auch im Blick auf unsere hoffentlich gelingenden Beziehungen – unter- bzw. miteinander.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Euch allen, trotz allem, behütete und gesegnete Zeiten im neuen Jahr 2022!

Herzlich Ihr / Euer Karl Otto Meiswinkel

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