Konfirmation 2021/2022

Konfirmation 2021/2022

Am 12.,18. und 19. Juni finden Konfirmationen statt

Hier die Konfirmationspredigt von Pfarrer Uwe Crone:

Ja, ich mag Leuchttürme. Meine Kinder stöhnten immer, wenn ich im Urlaub sagte: ah, schaut, da gibt es einen Leuchtturm, den gucken wir uns an.

Da ziehen sie mich heute noch mit auf. Und als ich ihnen erzählt habe, was ich als Thema für die Konfirmationen ausgesucht hatte, haben sie gesagt: jetzt nervst du die Armen auch noch damit …

Aber dass das heute Thema ist, hat vor allem mit euch zu tun. Singen war nicht so euer Ding (und ich habe mich ein bisschen gewundert – aber vor allem sehr darüber gefreut, dass so viele von euch beim Vorstellungsgottesdienst mitsingen wollten). Wie gesagt, Singen war nicht so euer Ding, aber ein Lied habt ihr als Gruppe immer gern gesungen. Und das hat unserem / eurem Konfirmations-Gottesdienst das Thema beschert:

My lighthouse von der Band Rend Collective.

„Mein Leuchtturm“ heißt das auf Deutsch. 

Mit meiner Familie war ich in unseren Urlauben immer im Hellen bei den Leuchttürmen. Und meist war gutes Wetter. 

Aber wozu so ein Leuchtturm gut ist – außer als Touristenattraktion in der Gegend rumzustehen – das zeigt sich erst, wenn es dunkel wird, und besonders, wenn es stürmt, wenn der Wind die Wellen hoch peitscht, wenn Nebel aufziehen, wenn Gefahr droht. 

Deswegen haben die Menschen in früheren Zeiten Leuchttürme gebaut, nämlich um Schiffen den Weg zu weisen. Damit sie einen leiten: 

in stockfinsterer Nacht, im Sturm, wenn man nicht mehr zwischen See und Himmel unterschieden kann, oder wenn man im Nebel nicht mehr die Hand vor Augen sieht.

Heute benutzt man in der Schifffahrt eher GPS oder Radar. Da ist man auf Leuchttürme nicht mehr so angewiesen. Aber in früheren Zeiten war ein Leuchtturm die einzige Orientierung. 

You will carry me save to shore. Heißt es über den Leuchtturm in dem Lied. Du wirst mich ungefährdet an die Küste bringen. In den ruhigen Hafen. In Sicherheit. 

In dem Lied ist der Leuchtturm ein Symbol für Gott. Und ein sehr schönes noch dazu, finde ich (wie gesagt, ich mag Leuchttürme!).

Schade, in der Bibel gibt es den Leuchtturm als ein Bild für Gott gar nicht. Die Israeliten waren gar keine großen Seefahrer. Aber ihnen begegnete etwas noch viel Besseres: sie waren auf dem Weg durch die Wüste. Sie wussten nicht, wohin sie ziehen sollten. Da zeigte sich ihnen Gott. Und zwar folgendermaßen: 

„Tagsüber in einer Wolkensäule, um ihnen den Weg zu zeigen, nachts in einer Feuersäule, um ihnen den Pfad zu erhellen. So konnten sie Tag und Nacht wandern. Die Wolkensäule wich bei Tage nicht von der Spitze des Zugs, die Feuersäule blieb dort in der Nacht.“ (Ex 13,21f. BigS)

Gott in Gestalt einer Feuersäule in der Dunkelheit. Der sie durch die Wüste bringt. Durch die Gefahr, die an jeder Ecke lauert. Durch alle Not hindurch. Na, das ist doch mit einem Leuchtturm zu vergleichen.

Dafür ist der Leuchtturm konzipiert. Ein Wegweiser zu sein durch die Gefahr, durch die Not hindurch. 

Den kann man bei schönen Wetter ganz nett finden. 

Auch im Leben gibt es zum Glück viele Sonnentage: Zeiten, wo alles glatt läuft. Wo man das Gefühl hat: „Ich bin auf einem guten Weg.“ Wo man sich keine großen Sorgen machen muss. 

Aber richtig wichtig wird so ein Leuchtturm erst, wenn es gefährlich wird. Und das gibt es im Leben natürlich auch. Davon erzählt das Lied schon im ersten Vers: „In my wrestling and in my doubts.“

„Wenn ich zweifle, wenn ich mit mir kämpfe.“ 

„Sind das jetzt die richtigen Freunde für mich?“ 

„Ist das jetzt wirklich so schlimm, wenn ich bei dem mitmache, was alle tun?“ 

„Hätte ich mich neulich nicht besser ganz anders entschieden?“

Solche Situationen sind wohl gemeint: „In my wrestling and in my doubts.“ 

Oder: „Gibt es diesen Gott denn wirklich, von dem die Christ*innen ständig reden? 

Habe ich da wirklich etwas davon, wenn ich mich in meinem Leben an diesem Jesus orientiere?“ 

Oder: „Wie geht es weiter mit mir, wenn ich vielleicht nicht mehr gesund werde?“ 

Alles Fragen, die man nicht so einfach beantworten kann. Alles Fragen, wo es gut wäre, man hätte eine Orientierung. 

Ich – und alle Christ*innen sind fest davon überzeugt, dass die Worte der Bibel uns Orientierung geben. Dass sie uns einen guten Weg zeigen für unser Leben. 

Der Psalmbeter des 119. Psalms sagt z.B. zu Gott: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“ (Psalm 119,15)

Natürlich findet ihr in der Bibel keine Antwort auf die Frage, welchen Beruf ihr einmal wählen sollt. Aber es steht drin, dass Ehrlichkeit und Treue unter Gottes Segen stehen. 

In der Bibel steht genauso wenig, wen ihr einmal heiraten sollt. Aber es steht drin, dass es gut ist, wenn man seinem Partner treu ist und ihn nicht hintergeht. 

In der Bibel steht auch nicht, ob man Kohlekraftwerke abschalten und elektrische Autos bauen soll. Es steht dort aber eindeutig, dass man sorgsam mit Gottes guter Schöpfung umgehen soll. Und dass wir deswegen alles daransetzen sollten, die Klimakatastrophe abzuwenden. Um Gottes und der Menschen willen.

Und wir hören, dass wir Menschen für die Folgen unseres Verhaltens geradestehen müssen: „Was der Mensch sät, das wird er ernten“. (Galater 6,7) 

So warnen uns viele Worte der Bibel vor der Gefahr, dass wir falsch handeln können. Und wir hören aus ihnen Gott sprechen, der für uns wie ein Leuchtturm ist, der an der Küste an einer gefährlichen Stelle steht. 

Ich hatte ja schon gesagt, dass der Leuchtturm in der Bibel ja nicht wirklich vorkommt. Aber was vorkommt, ist das Licht, das einen leitet. Nicht nur im ersten Teil der Heiligen Schrift. Von Feuersäule und Wolke hatte ich schon geredet. Auch in den Psalmen wird Gott mit dem Licht verglichen. 

In Psalm 27, 1 heißt es: „Der Herr ist mein Licht und meine Befreiung. Vor wem sollte ich mich fürchten?“ (Psalm 27,1 BigS)

Oder im Advent hören wir die Verheißung des Jesaja: „Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!“ (Jesaja 60,1).

Im zweiten Teil der Bibel, im NT, ganz genau im Johannesevangelium, sagt Jesus von sich selbst: 

„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir vertraut, wer mir nachfolgt, der wird nicht mehr in der Finsternis umherirren, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Johannes 8,12)

Es scheint mir gar nicht so weit hergeholt, wenn ich sage: eigentlich redet Jesus fast wörtlich davon, dass er wie ein Leuchtturm ist. 

Denn wenn man auf Jesu Leben schaut und darauf, was er geredet und getan hat, dann kann man hier so manche Parallele zu einem Leuchtturm erkennen: 

Jesus schenkte vielen Menschen in Not Trost. Er heilte sie an Leib und Seele.

Er gab Orientierung. Er zeigte Menschen einen Weg, wie sie ein ungutes Leben hinter sich lassen und stattdessen auf einem guten Weg mit anderen unterwegs sein konnten. 

Und das hat er zwar damals, in der Vergangenheit, zu seinen Freund*innen gesagt und getan. Aber das soll unsern Weg auch heute noch ausleuchten. Und das kann es auch.

Da ist einer, der seine Arbeitsstelle verloren hat und nicht mehr weiterweiß. 

Oder die Eheleute, die in einer tiefen Krise stecken und an Trennung denken. 

Die Schülerin, die in der Schule gemobbt wird. 

Oder eine Frau, die von Arzt eine schlimme Diagnose erhalten hat. 

Und der Mann, der um seine Frau trauert. 

Es gibt unzählige Situationen, in denen Menschen nach so einen „Leuchtturm“, nach Licht in der Dunkelheit und im Nebel Ausschau halten.

Und ich rede von Jesus als einem Leuchtturm. Oder von Gott. Das stimmt.

Ihr Lieben, was ich aber nie zu euch sagen würde, ist dies: „Glaube an Gott – und alle deine Probleme werden sich in Luft auflösen.“ 

Ich würde nie zu euch sagen: „Glaube an Jesus – und dir wird im Leben nie mehr etwas Schlimmes passieren.“ 

Das wird so nicht eintreten.

Natürlich wird es nicht sofort taghell, wenn wir uns im Glauben zu orientieren versuchen. 

Nicht alle Sorgen und Nöte verschwinden von einer Minute auf die andere, wenn wir uns an Gott, an Jesus wenden. So einfach ist das mit dem Christsein und dem Glauben nicht. 

Aber als Christ vertraue ich darauf, dass Gott mit seinem Christus auch in solchen stürmischen Zeiten bei mir ist. In Gefahr, in aller Not. 

An das Lied kann ich mich da ganz gut dranhängen. Es singt ganz optimistisch so: 

I won’t fear what tomorrow brings
With each morning I’ll rise and sing
My God’s love will lead me through
You are the peace in my troubled sea

Heißt:

„Ich fürchte mich nicht davor, was morgen kommt. Jeden Morgen werde ich aufstehen und singen, weil ich weiß: Gottes Liebe leitet mich –
durch alle Untiefen.
Du bist der Friede in meiner rauen See.“

Wie schön ist es, wenn wir wie ein Schiff auf stürmischer See plötzlich einen Leuchtturm sehen und wissen: 

Ich werde nicht auf Grund laufen. 

Das kann heißen: Ich kann eine gute Entscheidung für mein Leben treffen. 

Oder: Da ist Land in Sicht. Ich bin gerettet. 

Ich werde das Leben finden. Es wird anders sein, als ich es mir ausgemalt habe, aber es ist mein Leben!

Aber dann hat Jesus auch noch das gesagt: „Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Mt 5,14-16, Luther) 

„Ihr seid das Licht der Welt!“ Das ist eine starke Zusage! Es heißt nicht: Wenn ihr dies oder das tut, dann könnt ihr – vielleicht, unter Umständen – auch so etwas wie ein Licht für die Welt sein. Nein, da heißt es ganz klar und deutlich: Ihr seid das Licht der Welt. 

Ihr seid es schon!

Ihr seid in der Lage, anderen Licht zu schenken, wenn sie nicht mehr wissen, wo es langgeht, wenn sie nicht mehr wissen, wo ihr Zuhause ist, wo sie Sicherheit, Trost, Hoffnung und Zuversicht erfahren. Jesus traut euch zu, Licht zu sein und hell zu leuchten.

Die Idee der Nächstenliebe, die Jesus gepredigt hat, ist nicht abgeschafft. Und ich freue mich immer, wenn ich das sehe: 

Überall setzen sich Menschen ein. Als Flüchtlinge aus Syrien zu uns nach Deutschland und auch nach Hattingen kamen, waren sofort welche da, die sich um die gekümmert haben. Und jetzt, wo Menschen aus der Ukraine kommen, ist es wieder genauso.

Als wir im vergangenen Jahr die schlimme Flut hatten, gab es sofort welche, die ganz selbstverständlich mitgeholfen haben, bei ihnen ganz fremden Menschen die Schäden zu beseitigen, überall in den Flutgebieten und auch bei uns in Hattingen. 

Als die Corona-Zeit anfing, waren ganz viele bereit, für die, denen man geraten hatte, besser zuhause zu bleiben, die Einkäufe zu machen. Auch von den damaligen Konfis waren da welche dabei.

Schön, wenn man erlebt, wie eine Krise uns Menschen enger zusammenrücken lässt. Wenn Menschen aufeinander achten und Rücksicht nehmen. 

Da fällt ein Licht in dunkle Zeit. Und es wird wahr, was Jesus sagt:

„Ihr seid das Licht der Welt!“ Denn sein Licht fällt auf uns, und wir werden alle kleine Leuchttürme.

Und: „Er ist das Licht der Welt!“ stimmt auch. My lighthouse.

Ihr habt es bestimmt inzwischen gemerkt (auch wenn ich es nicht am Anfang gesagt hätte): 

Ich mag Leuchttürme. Und diesen besonders.

Amen.

 

My lighthouse von der Band Rend Collective:

https://www.youtube.com/watch?v=reAlJKv7ptU

WAS | WANN | WO

  • Konfirmation
  • Sonntag, 12. Juni, 10:30
  • Paul-Gerhardt-Haus
  • Samstag, 18. Juni, 10:30
  • Kirche an der Burg in Blankenstein
  • Sonntag, 19. Juni, 10:30
  • Kirche an der Burg in Blankenstein
Joshua Speckels