Konfirmation 2018 / 2019

Die Konfirmation 2018 / 2019 fand statt am:

  • Sonntag, den 30.06.2019 in Welper
  • Sonntag, den 07.07.2019 in Blankenstein

Und hier ist die Konfirmationspredigt 2019, die Max Gethmann (1. Sonntag), Thimo Melneczuk (2. Sonntag) und Uwe Crone gehalten haben:

 

Uwe: Ihr Lieben, dass es heute so heiß ist, ist echt uncool. Aber ihr seid eine echt coole Konfirmandengruppe! Max / Thimo – fandest Du auch, oder?

Predigtpartner/in: Auf jeden Fall! Viele coole Typen, 21 individuelle Persönlichkeiten, bunt zusammengewürfelt in eurer Konfirmandengruppe.

U: Cool sein ist bei euch sehr angesagt. Wie bei allen Jugendlichen. Und dann kommt so ein Festtag und man steht im Mittelpunkt. Und auf einmal ist man gar nicht so cooool, sondern ein bisschen …

P: … ein bisschen viel

U: … aufgeregt.

P: Was machen wir denn da? Damit ihr wieder cool werdet, kriegt ihr mal was Kühles.

U: Weil es heute auch ein bisschen heiß ist.

(Verteilung durch die Teamer: Eiswürfel. Ein in einem Eiswürfel eingefrorenes Weingummiherz, das sie in ihrem Mund auftauen sollen.)

P: Jetzt wieder: eine echt coole Konfirmanden-gruppe …

U: Coole Klamotten an, coole Sprüche drauf …

P: coole Handy-Apps zum Daddeln oder Fotos stylen – so kamt ihr jeden Dienstag zum Konfirmandenunterricht.

U: Aber Coolsein ist nicht immer was Gutes. Man wehrt andere mit seinem Coolsein ab. Will Kontakt vermeiden. Zeigt anderen: du bist mir egal. Ich habe an mir selbst genug.

P: Oder man kann auch versuchen, cool zu sein, um sich zu schützen. Dann gibt’s keine coolen Sprüche, sondern cooles Schweigen. Besser nichts von sich erzählen, ist die Devise.

U: Nur nicht sagen, wie‘s mir geht.

P: Nur nicht zeigen, was in mir steckt, denn das könnte ja peinlich werden.

U: Und außerdem geht das niemand was an! Cool ist, wer über den Dingen steht, abgeklärt, distanziert. Fast arrogant.

P: Cool ist, wer keine Gefühle zeigt, weder im positiven noch im negativen Sinn, keine Begeisterung und schon gar keine Tränen.

U: Aber eigentlich wart ihr nicht soooo cool. Ganz oft konnte man euch anmerken, dass ganz viel Wärme in euch steckt.

P: Manchmal habt ihr ganz viel von euch erzählt, wie’s in der Schule war, oder wenn ihr zu Hause Ärger hattet. Oder wenn euch was Sorgen machte.

U: Und mit euren Freundinnen und Freunden seid ihr natürlich auch nicht so cool wie in der Gruppe, das konnten wir oft beobachten.

P: Wenn ihr zueinander Vertrauen habt, dann könnt ihr die coolen Masken weglegen, euch öffnen und euch so geben, wie ihr seid. Mit dem, was euch Freude macht. Mit euerm Rumalbern und auch mit allem, was euch bedrückt.

U: Der besten Freundin, dem besten Freund kann man das erzählen, kann man das zeigen. Und Gott auch. Das haben viele von euch beim Thema „Beten“ gesagt, dass Gott einer ist, dem man alles sagen kann.

P: Ich sag es mal mit meinen Worten: Gott ist einer, bei dem ihr nicht cool sein zu braucht. Denn der schaut euch sowieso ins Herz. Mit dieser Vorstellung von Gott konntet ihr eine Menge anfangen.

U: Cool sein zu müssen ist nämlich gar nicht so leicht und macht auch nicht immer nur Spaß. Cool heißt kalt, eben wie Eure Münder, Zungen und Lippen jetzt mittlerweile sein dürften, eiskalt.

P: Uwe, ich glaube, wir müssen das der Gemeinde noch eben erklären: Wir haben den Konfirmandinnen und Konfirmanden vorhin einen Eiswürfel zum Lutschen in Mund gegeben mit einem eingefrorenen, roten Weingummi-Herz. Die Eiswürfel tauen nun langsam auf – deswegen sind die Konfis wahrscheinlich wieder trotz der Wärme innerlich ziemlich cool.

U: Genauso können Herzen auftauen, warm werden, sich öffnen. Sie können sogar brennen vor Begeisterung und Freude.

P: Aber vielleicht habt Ihr, liebe Konfis, so was auch schon erlebt: Da vergesst ihr einmal euer Coolsein und erzählt jemandem von etwas, was euch total begeistert hat…  und der?

U: Der hört sich das nur so an und lässt sich von eurer Begeisterung überhaupt nicht anstecken. Das Herz bleibt kalt.

P: Also bleibt ihr beim nächsten Mal lieber auch wieder cool und erzählt erst gar nichts.

U: Miteinander warm zu werden, das braucht Zeit und das braucht gute Erfahrungen. Die Erfahrung, dass ich dem anderen nicht gleichgültig bin.

P: Die Erfahrung, dass die andere versucht, mich zu verstehen und ich ihr vertrauen kann.

U: Die Erfahrung, dass die anderen es nicht ins Lächerliche zeihen und mich bloßstellen, wenn ich etwas von mir preisgebe.

P: All das fällt nicht vom Himmel. Vorschnelles Vertrauen kann ja auch missbraucht werden. Und da ist Coolsein allemal der sicherere Weg, einander zu begegnen.

U: Aber wenn man das Risiko nie eingeht, das Herz auch mal zu öffnen, sich verletzlich zu zeigen, dann bleibt es kalt in den Herzen.

P: Ich fand es toll, wie wir durch das Konfi-Camp in Xanten miteinander warm geworden sind! Mit den Teamen, mit den Winz-Baakern, untereinander…

U: Wisst ihr noch, wie manche von euch nach Xanten gefahren sind? Vorsichtig, skeptisch… Und wie verändert wir alle nach Hause kamen?

P: Da war was in Bewegung gekommen, da waren viele Herzen warm geworden, weil wir tolle Sachen miteinander erlebt hatten, …

U: … weil euch Kirche ganz anders begegnet ist, als in euren Vorstellungen von Konfirmandenunterricht,

P: und weil wir uns besser kennen gelernt haben.

U: Wir haben eine Verbundenheit miteinander und mit Gott geteilt in dieser Woche, die uns gutgetan hat. Ich habe das Gefühl, diese Verbundenheit ist übers Jahr noch gewachsen.

P: Und es gab es immer wieder Momente, bei denen ihr nicht cool sein wolltet, weil Vertrauen gewachsen ist, weil wir miteinander gute Erfahrungen gemacht haben.

U: Ich denke da an unsere Anfangsrunden mit den Steinen, bei denen ihr was dazu gesagt habt, wie ihr euch so fühlt. An unsere Gespräche übers Beten …

P: … darüber, wie ihr euch Gott vorstellt …

U: … oder über eure Erfahrungen mit Sterben und Tod in der Friedhofskapelle. Dass ihr euch vorstellen konntet, wie der Glaube da eine Hilfe sein kann, damit fertigzuwerden.

P: Ich denke da an einzelne von euch, die sich immer wieder getraut haben, auch mal gegen den Strom zu schwimmen, ihre Meinung zu sagen und auch von ihrem Glauben zu erzählen.

U: Ich denke an euren Vorstellungsgottes-dienst, an euren Mut und eure Klarheit, mit der ihr eure Statements zum Frieden vorgetragen habt.

P: Und was mich besonders beeindruckt hat, war immer, wenn einzelne von euch Verantwortung übernommen haben – ohne auf Coolsein zu achten: wenn jemand Trost brauchte, war immer jemand da. Wenn jemand sich nicht zurechtfand, hat er, hat sie Hilfe bekommen. Ganz selbstverständlich. Das fand ich ziemlich cool!

U: Inzwischen haben wir eine Menge miteinander erlebt. Gute Erfahrungen haben uns, das Team, euch die Konfis miteinander verbunden. Und eigentlich könnte es doch jetzt, am Ende der Unterrichtszeit auch gut weitergehen.

P: Manche haben das auch schon so gesagt: eigentlich schade, dass mit der Konfi-Party am (über-)nächsten Dienstag schon alles zu Ende ist. Wir wollen gern weiter mitmachen.

U: Und das geht natürlich. Wenn ihr mögt, könnt ihr gerne weiter mitmachen …

P: … in der Jugendarbeit, als Teamer, in der Gemeinde …

U: … und weitergehen auf dem Weg, der das Eis schmelzen lässt, – so wie das mit euren gefrorenen Herzen in den Mündern jetzt sicher auch geschieht.

P: Denn das ist klar: Wenn Menschen aufhören, cool zu sein, wenn das Eis um ihre Herzen herum wegschmilzt, dann passiert was:

U: Dann kommt man ins Gespräch, dann wird’s lebendig, auch wenn alle noch so verschieden sind.

P: Und dann wird’s einem warm ums Herz, weil die Liebe und die Freundschaft eine Chance bekommen und die Kälte vertreiben.

U: Für den Glauben, für das Vertrauen zu Gott heißt das: Wer ein kaltes Herz hat, kann nicht glauben. Und umgekehrt: Wer glaubt, braucht nicht cool zu sein.

P: Denn Gott selbst ist ja nicht cool. Sein Herz schlägt für euch! Er hat zu jeder und jedem von euch Ja gesagt: Ja, ich werde dich in deinem Leben begleiten, in unterschiedlicher Weise, mal näher, mal ferner.

U: Ja, du bist mir wichtig. Ich weiß, was in dir steckt. Sogar, wenn Du selbst es noch gar nicht entdeckt hast. Ja, ich verstehe dich, du kannst mir vertrauen, ich stelle dich nicht bloß.

P: Denn ich bin die Liebe. Und wenn du in der Liebe lebst, lebst du in mir und ich lebe in dir.

U: Deshalb lasst Gottes Liebe und seine Wärme in euer Leben hinein!  Lasst euch eure Herzen erwärmen und erwärmt ihr die Herzen anderer!

P: Und dann kann es geschehen, dass eure Herzen nicht nur warm werden, sondern richtig heiß!

U: Eine der schönste Geschichten im Neuen Testament erzählt, wie zwei Freunde Jesu gespürt haben, dass ihre Herzen brannten. Ihre Herzen standen regelrecht in Flammen.

(an dieser Stelle sollten die Herzen jetzt freigelutscht sein.)

Enttäuscht waren sie losgegangen. Sie waren unheimlich traurig, weil ihr Freund Jesus kurz vorher am Kreuz hingerichtet worden war. Ihre Herzen waren fürchterlich schwer. Richtig gebrochen. Leblos. Kalt. Unterwegs trafen sie einen, dessen Herz nicht leblos, sondern voller Liebe war. Das war der auferstandene Jesus Christus, aber sie erkannten ihn nicht. Er ging aber mit ihnen.

P: Die Geschichte kenn ich. Das ist doch die von den Emmaus-Jüngern, oder?

U: Genau! Irgendwann waren sie in den Dorf Emmaus angekommen. Und sie waren so warm geworden mit dem Unbekannten, dass sie ihn gar nicht mehr gehen lassen wollten. Sie luden ihn noch zum Essen ein. Und er brach ihnen das Brot. Und da erkannten sie, dass der Fremde ihr Freund Jesus war. Er war die ganze Zeit mit ihnen auf dem Weg gewesen, so dass ihre Herzen neu Feuer fingen und aus ihrer Kältestarre auftauten.

Und als die beiden Freunde am Abend wieder allein zusammensaßen, schauten sie sich mit großen Augen an und fragten sich gegenseitig: „Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns auf dem Weg war und uns alles erklärt hat, wieso das mit Jesus Christus so gekommen ist, wie es gekommen ist?“

P: Mir gefällt die Geschichte auch. Weil sie davon erzählt, dass Gott uns in unserem Leben unerwartet begegnet.

U: Das stimmt. Wenn wir auf Stationen unseres Lebens zurückblicken. Wenn wir uns erinnern.

P: Auch in Zeichen wie in der Taufe oder im Abendmahl. Oder in Gesprächen mit anderen, die uns guttun.

U: Meistens dann, wenn wir am wenigsten damit rechnen. Aber er begegnet uns und kommt uns mit einem Herz voller Liebe entgegen.

P: Und er geht mit uns.

U: Ich wünsche Euch, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, dass ihr das in eurem Leben immer wieder spürt: Gott liebt euch und in dieser Liebe könnt ihr auch mit anderen Menschen gut leben!

P: Ich hoffe, das wünschst du allen, die heute hier sind!

U: Ja, das tue ich. Natürlich. Ich wünsche euch, dass ihr diese gute Erfahrung immer wieder macht, wenn ihr alleine mit Gott seid, wenn ihr betet …

P: … und wenn ihr mit Menschen zusammen seid, denen ihr vertrauen könnt, in der Familie, im Freundeskreis, in unserer Gemeinde oder in eurer Gemeinde, da wo ihr herkommt,

U: Menschen, mit denen ihr völlig uncool zusammen sein könnt, Menschen, die eure Herzen auftauen, dass ihr warm werdet miteinander und mit Gott.

P: Denn – eure Herzen sollen nicht nur auftauen. Nein, sie sollen brennen, damit Gottes weite Welt nicht länger cool und kalt bleibt!

U: Amen.

 

nach einer Idee von Pfarrerin Heike Rienermann

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