Fromm!
Da schaut mir eines Tages aus der Samstagsausgabe des Stadtspiegels ein Foto unseres Pfarrers Uwe Crone entgegen. Er hatte sich über den amerikanischen Präsidenten Trump aufgeregt.
Und da steht – schon im Titel seines Beitrages – das Wort „fromm“. Ein Wort, das mir seit meiner Jugend Unbehagen bereitete, ja, das ich fast suspekt fand. Ein Wort, mit dem ich nichts anzufangen wusste.
Ich vermute, dass es mit Menschen zusammen hing, die ihre Frömmigkeit in einer Weise vor sich hertrugen und salbungsvoll verbreiteten, die mich das Wort negativ besetzen ließen. Ausdrücklich möchte ich an dieser Stelle betonen, dass es sich nie um Pfarrerinnen und Pfarrer unserer Gemeinde handelte.
Das Wort war über Jahre bei mir überhaupt nicht präsent, bis es einmal bei der Fraueninitiative Henrichshütte fiel: „Anne, ich hätte nie gedacht, dass du so fromm bist!“ Da war es nun im Zusammenhang mit mir gefallen.
Und wie war ich „aufgeflogen“? Ich habe mich, sobald ich das vom Alter her reflektieren konnte, immer als bewusste Christin gesehen und damit auch nie hinter dem Berg gehalten. Selbstverständlich auch nicht bei der Fraueninitiative.
Da fiel auf, dass ich sonntagsmorgens bei unseren Mahnwachen verschwand, um zum Gottesdienst ins Paul-Gerhardt-Haus zu gehen, und ich berichten konnte, dass dort auch für unsere Sache gebetet wurde. Ein eindrucksvoller Nebeneffekt war, dass einer unserer damaligen Pfarrer, Fred Sobiech, mit den Altarblumen ankam.
Überhaupt war ich stolz auf meine engagierte Kirchengemeinde, die Veranstaltungen zum Thema Arbeit / Arbeitslosigkeit anbot, zu der auch Frauen meiner Gruppe kamen. Dass Teile der Initiative an einer ökumenischen Veranstaltung in Dortmund und am Kirchentag 1989 in Berlin teilnahmen, fand ich toll.
Aber um auf das Wort „fromm“ zurückzukommen: der Duden zeigt eine Menge an Synonymen auf, die mir – mit Ausnahme der als abwertend bezeichneten – sehr gefallen: vom Glauben an Gott geprägt, glaubensstark …
Und so komme ich nach so vielen Worten zu dem, was ich eigentlich sagen wollte: prima, dass ich durch den Artikel im Stadtspiegel angeregt wurde, mich mit diesem Wort zu beschäftigen.
Ich finde „fromm“ gar nicht mehr suspekt.
Ihre / Eure Anne Prinz