Liebe Gemeindebrief-Leser*innen,
Veränderungen stehen auf der Tagesordnung – in unserem Alltag, aber auch in der Gesellschaft, weltweit. Auch in der kirchlichen Arbeit insgesamt – wie auch in unserem Kirchenkreis.
Seit gut 2 Jahren arbeite ich im Theologischen Ausschuss der Kirchenkreise Hagen, Hattingen-Witten und Schwelm mit. Aktuell beschäftigen wir uns u. a. mit der Frage: Wie könnte eine zukunftsfähige Kirche für das 21. Jahrhundert aussehen?
Welche Formen von Kirche „wir“ – z. B. in den nächsten 20 Jahren – eigentlich wollen und brauchen, um die BEGEGNUNG zwischen Menschen und der christlichen Botschaft – dem „EVANGELIUM“ – heute und auch in Zukunft zu fördern. Nicht nur für mich ist dies eine spannende Frage, die mich schon länger bewegt. Das Evangelium – so wie ich es verstehe – ist vor allem geprägt von der bedingungslosen Liebe Gottes zu seiner Schöpfung und zu jedem einzelnen Menschen!
Dabei beschäftigt uns natürlich die Frage: Wie sollte „Kirche“ beschaffen sein, damit Menschen in ihr Halt und Orientierung für ihr Leben finden? Damit sie die Botschaft von der Liebe Gottes als berührend oder auch lebensverändernd erfahren?
Zu dieser Frage gibt auch Martin Luther ausdrücklich einen wichtigen Hinweis für die Kirchenentwicklung – seit über 500 Jahren: „Denn auch wenn Christus tausendmal … gekreuzigt worden wäre, es wäre doch alles umsonst, wenn nicht „das Wort“ käme … nimm hin und habe es als deines“. Es reicht wohl demnach nicht aus, dass wir Menschen nur informativ vom Evangelium erfahren, da die christliche Botschaft offenbar erst dann am Ziel ist, wenn es bei dir und mir in unserem Leben auch angekommen ist.
Prof. Uta Pohl-Patalong aus Kiel definierte in einem Impulsvortrag (daran orientieren wir uns z. Zt. im Theol. Ausschuss) die These „Wenn sich die Kirche am Evangelium orientiert, muss sie sich an dessen Bedeutung für die Menschen und die Gesellschaft und an unser aller Lebensrelevanz orientieren“.
Wir Menschen sollten erfahren, dass die bedingungslose Liebe Gottes im Alltag bedeutungsvoll und hilfreich ist.
Ich habe dies erst kürzlich neu erfahren, als ich mit einer Gruppe im Schulenberger Wald war. Gemeinsam gehend, manchmal auch schweigend, schauend, riechend oder fühlend, machten wir immer mal wieder kurz Halt, hielten inne und tauschten ab und zu unsere Erfahrungen aus – was uns inmitten der Schöpfung berührt hatte, manchmal nur ein Wort, was JETZT für mein Leben wichtig geworden war.
So könnte das Evangelium auch für uns an Körper, Seele und Geist bedeutungsvoll werden.
In meinem Lebensgefühl – im Umgang mit Sinnfragen, wie z. B. meinem Alltagsstress.
In meinem Kontakt mit meinen Mit-Menschen und auch mit mir selbst.
In meiner Haltung zur Schöpfung oder auch im Umgang mit Schicksalsschlägen, die mein Leben prägen und in denen ich besonders dankbar bin, wenn liebe Menschen einfach da sind.
Eine solche gelingende BEGEGNUNG zwischen MENSCH + FROHER BOTSCHAFT scheint jedoch unverfügbar und bleibt m. E. das Werk des Geistes Gottes – und dieser weht, wo er will.
In herzlicher Verbundenheit,
Ihr Karl Otto Meiswinkel