Liebe Gemeinde,
täglich verabschiede ich mich. Immer wieder. „Bis gleich, bis bald, bis nachher.“ Ein flüchtiges Hinterherwinken, eine kurze Umarmung, ich hoffe, wir werden uns in Kürze wiedersehen.
Im Grunde nimmt man lebenslang von etwas Abschied, von Menschen oder lieb gewordenen Gewohnheiten.
Und wenn der Abschied endgültig ist? Wenn der Abschied Trennung oder Tod heißt? Dann gibt es kein nächstes Mal, kein Wiedersehen. Vielleicht ist da vieles, was noch zu sagen gewesen wäre. Das geht jetzt nicht mehr.
Immer und immer wieder verabschiedet man sich im Leben. Von der Kindheit; vom Alleinsein; von der trauten Zweisamkeit, wenn die Kinder kommen; von der Jugend, wenn die Zipperlein sich melden; von Gewohnheiten; von der Schule; vom Beruf in den Ruhestand; von der Gesundheit; von so manchen Träumen und Plänen und von Menschen, die man liebt.
Ich möchte oft nicht Abschied nehmen und muss es doch. Abschied kann wehtun. Abschied trennt. Ich muss losgehen, loslassen und neu beginnen.
Manchmal möchte ich mir den Abschied lieber ersparen, ihn umgehen, ihn verdrängen, mir und den anderen sagen: „Es ist ja noch nicht so weit.“ Aber wenn es dann doch soweit ist, werde ich die Lücke spüren, das weiß ich.
Abschied nehmen braucht viel Kraft, Zeit auch. Braucht erinnern, verarbeiten, sich neu orientieren.
Aber erst der Abschied macht auch das Neue möglich. Es mag anders sein, als das, was ich kenne. Vielleicht auch anders, als ich es mir erträumt habe. Es mag mich ängstigen. Aber ich hoffe, dass in jedem Abschied ein Neuanfang verborgen ist. Sogar in dem letzten Abschied Tod.
Was hilft mir dabei?
Menschen, die Abschied mit mir nehmen, Vertrautes noch mal Revue passieren lassen, einen Ausblick mit mir wagen. Viele schöne Erinnerungen benennen. Die schwierigen und wehen verblassen ja glücklicherweise leichter. Ein bewusstes Abschiednehmen eben.
Und das Wort Jesu, das er uns sagt, als er sich am Ende des Matthäusevangeliums verabschiedet: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.“
Ende April steht für mich ein Abschied an, ich werde aus meinem Dienst als Pfarrerin entpflichtet. Etwas Neues beginnt für euch als Gemeinde und für mich. „Adieu!“ hat man früher beim Abschied gesagt. Das heißt: Gott möge euch auf euren Wegen begleiten.
Deswegen: Adieu,
eure Birgit Crone, Pfarrerin