Kunst des Kirchenheizens

Lange Zeit gab es in Kirchen keine Heizungen. An manchen Orten brachten sich die Menschen Decken oder heiße Backsteine mit, um sich die Füße zu wärmen. Heizungen in alten Kirchen wurden nachträglich eingebaut. Anforderungen an die Heizsysteme stellen nicht nur Gottesdienstbesucher. Die wollen es „schön warm“ haben – Gebäude, Orgel und (Schnitz-) Altar stellen aber ganz andere Anforderungen an die Heizsysteme.

Christian Dahm von der Energieagentur NRW hat bereits über 400 Kirchen-gemeinden beraten und kennt die Tücken des Kirchenheizens. Er sagt dazu: „Die Kunstwerke brauchen eine Luftfeuchte von 55-70%. Sobald ich im Winter trockenheize, habe ich aber nur noch 30-35% Luftfeuchtigkeit. Das führt dazu, dass das Holz trocken wird, sich zusammenzieht oder auch ausdehnt. Bei den Orgeln hört man es an den schrägen Tönen. Es kann auch passieren, dass durch das Trockenheizen der Putz von der Wand fällt. In vielen alten Kirchen gibt es noch Holzpodeste, auf denen die Bänke stehen. Das ist im Grunde die beste Art von Dämmung. Ein Fußbodenbelag, wie z.B. Teppich, führt dazu, dass man auf einer Luftschicht steht und nicht auf dem kalten Fußboden.“

Wie sollte man Kirchen heizen? Die Empfehlung von Herrn Dahm: „Es würde reichen, unter der Woche eine Grundtemperatur zwischen 9 und 12 °C zu haben. Zum Gottesdienst sollte dann rechtzeitig aufgeheizt werden auf 15 °C. Und zwar langsam, also nur 1 °C pro Stunde. Sehr oft wird eine zu hohe Grundtemperatur gefahren. Senke ich um 1 °C ab, spare ich rund 10% an Kosten.“ Damit Orgeln keinen Schaden nehmen, dürfen in der hannoverschen Landeskirche Kirchen auf max. 16 °C aufgeheizt werden.
Und welchen Tipp hat Herr Dahm für Gottesdienstbesucher? „Man sollte gucken, dass man nicht im Zug sitzt. Den habe ich normalerweise, wenn irgendwo ein Aufgang ist. Oder wenn ich große Glasflächen habe. Da kann Kälte einfallen. Je weiter man in der Mitte sitzt, desto besser, denn dann bin ich weiter von den kalten Wänden weg.“

Auch Gottesdienstbesucher können heizen: „Wenn die Hütte so richtig voll ist und die Leute hinten stehen, ist es viel wärmer. Denn jeder Körper ist ja eine kleine Heizung!”


 

Der Umweltausschuss des Kirchenkreises Hattingen-Witten

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