Die Konfirmation 2017 / 2018 fand statt am:
- Sonntag, den 01.07.2018 in Blankenstein
- Sonntag, den 08.07.2018 in Welper
Und hier ist die Konfirmationspredigt 2018, die Inga Federmann (1. Sonntag), Tobias Lehmann (2. Sonntag) und Uwe Crone gehalten haben:
[Einspieler Lied]
Uwe:
Wahrscheinlich haben einige von euch das Lied gekannt. Ein Lied ist das, was in vielen Stadien der Welt gesungen wird. Und jetzt von Linda Sahmel in der Kirche an der Burg in Blankenstein. Und von Wolfgang Steiger im Paul-Gerhardt-Haus.
Kennst du auch, nicht wahr?
Predigtpartner/in:
Ja, Klasse! Kenn ich. You’ll Never Walk Alone. Und wenn das an der Anfield Road in Liverpool gesungen wird – der Hammer.
Uwe: Was du wahrscheinlich nicht weißt: „Der Legende nach fiel vor einem Spiel die Soundanlage des Stadions an der Anfield Road aus, während der Song in der Version von Gerry & the Pacemakers lief. Der Fanblock sang dann das Lied selbst ohne Musik weiter. Seit diesem Tag wird vor Spielbeginn in Liverpool das Lied vom Publikum angestimmt, als eine Art Hymne des Vereins.“
Predigtpartner/in: Dein Wissen ist beeindruckend.
U: Nicht wahr? „Und seit der Hillsborough-Katastrophe 1989, bei der 96 Liverpool-Fans ums Leben kamen, steht in Anlehnung an den Song der Schriftzug „You’ll Never Walk Alone“ im Vereinswappen des FC Liverpool.“
P: Wikipedia, ne?
U: Jop. Aber jetzt hör dir doch mal das hier an:
LektorIn:
Das Volk Gottes hatte genug gelitten als Sklaven in Ägypten. Gott hatte sich an ihre Seite gestellt und sie befreit. Als nun der Pharao, der ägyptische König, das Volk hatte ziehen lassen, führte Mose sie auf ihrem Weg durch die Wüste zum Schilfmeer. Aber der Herr zog vor ihnen her, am Tage in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie Tag und Nacht wandern konnten. Niemals wich die Wolkensäule von dem Volk bei Tage noch die Feuersäule bei Nacht.
(aus 2. Mose 13)
P: Hä? Warum lässt du das vorlesen? Ich dachte, wir reden hier über Fußball? Und du sagst mir vielleicht mal, wer nach deiner Meinung jetzt Weltmeister wird?
U: Nee, darum ging’s mir diesmal nicht. Vielleicht kommst du aber selbst drauf, was ich will, wenn du mal drüber nachdenkst, wann denn dieses Lied gesungen wird – im Stadion – egal von welchem Verein – denn die Schwarz-Gelben singen das ja auch!
P: You’ll never walk alone. Übersetzt heißt das doch, wenn ich nicht ganz falsch liege: Du gehst nirgends ganz allein hin. Oder: auf deiner Wanderung bist du nie ganz allein.
U: Und? Verbindest du noch was damit?
P: Na, wenn das die Fans in der Kurve singen, dann spüren die: wir gehören zusammen. Uns verbindet was! Ganz starke Emotionen, starke Gefühle. Wut und Ärger über große Enttäuschung und Tränen …
U: …wenn mein Verein verliert …
P: … bis hin zum grenzenlosen Jubel …
U: … wenn er gewinnt.
P: Genau: Da spürt man: Wir sind wie ne große Familie: You’ll never walk alone – Du wirst niemals allein unterwegs sein.
U: Und der Text ist ja auch der Hammer: Nicht, wenn alles um dich herum düster ist und auch nicht, wenn dir der Sturm ins Gesicht bläst. Geh weiter, mit der Hoffnung im Herzen, denn du gehst nicht allein. Da sind ganz viele um dich, die genauso fühlen.
P: Ja, wenn die Fans im Stadion das singen, das geht einem schon an die Nieren.
U: So, und jetzt hör dir nochmal was an:
LektorIn:
Als Jesus’ Jünger damals enttäuscht und traurig waren, weil er sich von ihnen verabschieden musste, da hat Jesus ihnen gesagt: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum denkt dran: Ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt.
(aus Matthäus 28)
P: Ja, und jetzt?
U: Ich bin bei euch jeden Tag? Die Feuersäule in der Nacht, die Wolkensäule bei Tag? You’ll never walk alone? Fällt dir was auf?
P: Ich gehe nicht alleine, weil Gott mitgeht? Weil Jesus immer dabei ist?
U: Passt doch für heute, oder?
P: Ach, darauf willst du hinaus! Ja, passt schon irgendwie. Denn den Jugendlichen, die heute konfirmiert werden, denen wünschen wir genau das – dass sie wissen: Du bist nicht allein unterwegs in deinem Leben.
U: Schön sagst du das. Genau das meine ich auch: Du bist nicht allein unterwegs in deinem Leben. Gott geht deinen Weg mit dir. Jesus ist immer für dich da.
P: Ja, das passt … für heute … heute ist ja auch ein schöner und wichtiger Tag für die, aber …
U: Aber?
P: Na, was ist, wenn die Feiertage vorbei sind? Wenn die schönen Worte von heute nicht mehr zu hören sind? Wenn die sich verlaufen in ihrem Leben. Und das kann ja jedem passieren.
U: Du meinst aber nicht, dass sie den Weg zur nächsten Bushaltestelle nicht finden, oder?
P: Nein, du Spaßvogel. Ich meine, wenn man im Leben was Falsches macht, falsche Entscheidungen trifft, zum Beispiel, weil man nicht die richtigen Leute um sich hat. Die es nicht gut mit einem meinen. Die einen reinlegen wollen. Oder wenn man überhaupt keinen Plan hat.
U: Dann verirrt man sich. Oder ist auf einem Holzweg. Oder gerät auf die schiefe Bahn.
P: Kann doch passieren, oder?
U: Ja sicher! Aber mein Lieber, ich glaube, dann wird das erst richtig wichtig.
P: Meinst du?
U: Überleg doch mal: es gibt ja Wegweiser. Die haben die Konfis ja kennengelernt. Die 10 Gebote zum Beispiel. Oder die Geschichten von Jesus. An denen sieht man doch, wie man leben sollte: mitfühlend, barmherzig, aufrichtig. Oder auch, was einem Hoffnung gibt, wenn einem etwas Schweres passiert. Oder wie sie mit dem Leid in der Welt, mit dem Tod und mit ihrer Sehnsucht umgehen mit Hilfe ihres Glaubens.
P: Ja, das sind Wegweiser. Besser ist aber, dass einer mitgeht.
Aber wie merkt man, dass Gott bei einem ist?
U: Na, das funktioniert, wenn man sich auf Erfahrungen mit Gott einlässt. Wenn man betet zum Beispiel, und fest damit rechnet, dass er einen hört.
Oder wenn man bei schwierigen Entscheidungen in sich reinhört und überlegt: was würde Jesus dazu sagen?
P: Das reicht? Dann bekommt man Antwort?
U: Ja, manchmal bekommt man tatsächlich Antworten. Und eine Ahnung davon, dass Gott mitgeht. Dass Jesus da ist. Dann hört man vielleicht leise das Lied im Herzen: You’ll never walk alone!
P: Das wäre ja wirklich toll, wenn das funktionieren würde! Und wenn auch die Konfis das erleben könnten.
U: Automatisch geht das nicht, das ist klar. Aber ich habe es schon erlebt, dass sich nach einer schwierigen Zeit auf einmal neue Wege zeigen, die ich gehen kann. Wege, mit denen ich nie gerechnet hätte.
Für mich sind das Zeichen von Gottes Gegenwart.
P: Wie die Wolken- und die Feuersäule?
U: Ja.
Und jetzt hör dir diese kleine Geschichte hier noch an – die ist diesmal nicht aus der Bibel:
LektorIn:
Spuren im Sand
Eines Nachts hatte ich einen Traum:
Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
Vor dem dunklen Nachthimmel
erstrahlten, Streiflichtern gleich,
Bilder aus meinem Leben.
Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
meine eigene und die meines Herrn.
Als das letzte Bild an meinen Augen
vorübergezogen war, blickte ich zurück.
Ich erschrak, als ich entdeckte,
dass an vielen Stellen meines Lebensweges
nur eine Spur zu sehen war.
Und das waren gerade die schwersten
Zeiten meines Lebens.
Besorgt fragte ich den Herrn:
Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen,
da hast du mir versprochen,
auf allen Wegen bei mir zu sein.
Aber jetzt entdecke ich,
dass in den schwersten Zeiten meines Lebens
nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
Warum hast du mich allein gelassen,
als ich dich am meisten brauchte?
Da antwortete er: Mein liebes Kind,
ich liebe dich und werde dich nie allein lassen,
erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.
Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast,
da habe ich dich getragen.
(Margaret Fishback Powers)
P: Eine schöne Geschichte.
U: Nicht wahr? Mir zeigt sie, dass Gott unsere Wege nicht egal sind, dass er bei uns ist, auch wenn wir das nicht immer so eindeutig spüren. Und das macht mir Mut: Jesus ist dabei und bleibt auch da, auch wenn ich Enttäuschungen erlebe und Niederlagen.
P: Schön, wenn du das spürst. Ich glaube aber manchmal, ich schaff das nicht.
U: Ja, das ist auch manchmal schwierig.
Aber ich habe noch eine Idee, wie man das spürt.
P: Dann erzähl mal!
U: Hast du das Endspiel in der Champions League gesehen?
P: Was für ne Frage! Real Madrid gegen den FC Liverpool! Leider haben die Falschen gewonnen.
U: Das ist erstmal egal. Aber dann hast du auch gesehen, was für Klöpse sich der Torwart von Liverpool geleistet hat.
P: Ja, Loris Karius hat sich zweimal den Ball selbst reingetan. Im Champions League-Finale. Wie schrecklich.
U: Genau. Der dachte bestimmt, jetzt bin ich mit meinem Leben in die Zweite oder Dritte Liga abgestiegen.
P: Und dann ist er nach dem Spiel in die Kurve mit den Liverpool-Fans gegangen. Weil er sich entschuldigen wollte. Und dann hat die ganze Kurve gesungen: You’ll never walk alone.
U: Was für ein Gänsehaut –Moment. Das hat mich auch schwer beeindruckt. (Dass es trotzdem noch Dumpfbacken gab, die ihm später den Tod gewünscht haben, das ist natürlich unverzeihlich.)
P: Mich hat das auch schwer beeindruckt. Da merkte Loris Karius: die wollen mich trösten. Und das hat ihm in dem Moment bestimmt gut getan.
U: Siehst du?!
P: Was?
U: Nicht allein zu sein – das ist eine gute Erfahrung. Und auch da dran – glaube ich – kannst du spüren, dass Gott an deiner Seite ist. Wenn andere dich unterstützen. Und wenn ich das auch mit den Menschen in meiner Umgebung erleben kann, dann ist das doppelt schön.
P: Wenn meine Eltern mir zeigen, dass sie zu mir stehen, auch wenn ich die Versetzung diesmal nicht geschafft habe?
U: Hast du?
P: Nee!
U: Oder: Wenn die Freunde im Verein zu mir stehen, auch wenn ich den Elfmeter verschossen habe.
P: Wenn ich in der Gemeinde, im Konfi, in der Jugendarbeit mit vielen engagierten Leuten zusammen bin, das ist einfach gut.
U: Merkst du vielleicht selbst: Ich gehöre in die Gemeinschaft mit anderen und in die Gemeinschaft mit Gott.
P: Das ist schön zu wissen: I‘ll never walk alone.
U: Genau! Dann können wir ja zum Ende kommen und die Konfis auf den Weg bringen.
P: Amen.