Gedanken im August 2019 / September 2019

Was für ein Vertrauen

Jesaja 36,4

Ohne Fragezeichen und Ausrufezeichen war dieser Satz das Motto des Kirchentags in Dortmund. In diesen Zeiten der alternativen Wahrheiten, der Verleumdungen und Hassbotschaften, der Todeslisten und tödlichen Gewalt war er sicher angemessen und hat viele gute Veranstaltungen erbracht.

In der Bibel ist der obige Satz deutlich mit Fragezeichen versehen und soll Hiskias Vertrauen auf Gott lächerlich machen.

Ich möchte zu dem Wort „Vertrauen“ eine Geschichte erzählen, die mich immer wieder bewegt. Einer meiner Brüder hat sie berichtet. Er mag damals noch nicht zwei Jahre alt gewesen sein. Er hatte ein Stöckchen mit einem Papierpropeller in der Hand. Er schreibt:
„Der hat mich so fasziniert, dass ich auf nichts anderes mehr achtete, weder auf den mütterlichen Gluckenruf noch auf jenen weißgetünchten, grobbehauenen, kantigen Chausseestein. Wir trafen hart aufeinander.“
Mein Bruder verlor das Bewusstsein, so dass eine Erinnerungslücke entstand.

„Nur an eines“, schreibt er, „kann ich mich noch ganz klar erinnern, und das macht mir diese erste Kindheitserinnerung gar nicht schmerzlich. Als ich aus der Betäubung erwachte, fühlte ich mich weich gebettet und gewiegt. Vorsichtig öffnete ich die Augen. Über mir sah ich den abendlichen Himmel, an dem sich dunkel die Silhouette unseres Kirchturms abzeichnete. Aber direkt vor mir erkannte ich das Gesicht meines Vaters, der mich zum Arzt hinübertrug. Als ich ihn erkannt hatte, war alles gut: der Schmerz gelindert und die ängstliche Ungewissheit verscheucht. – Dieses Gefühl der völligen Geborgenheit in den Armen meines Vaters ist meine erste Erinnerung an ihn“.

Solches Vertrauen trägt auch bei schmerzlichen Erfahrungen und in schweren Zeiten. Jesus hat uns das vorgelebt. In Gethsemane betet er: „Mein Vater, ist´s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst“!

Im Vaterunser lädt Jesus uns ein, es ihm gleichzutun: „Dein Wille geschehe!“ Was für eine Wertschätzung, und mehr noch eine Wohltat, sich mit dem Wörtchen „Vater“ Gott anvertrauen zu dürfen wie ein Kind seinen Eltern! Vertrauen ist auch unabdingbar im Zusammenleben der Menschen.
Jesus hat uns empfohlen: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ Vielleicht ist es uns verständlicher wie Martin Buber es gesagt hat: „Liebe deinen Nächsten, er ist wie du!“

Dietrich Dross

 

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