Gedanken im Juni 2020 / Juli 2020

Kennt ihr die Geschichte von Frederick? Das Kinderbuch erzählt von einer kleinen Maus, die sich nicht am Sammeln von Nüssen und Körnern für den Winter beteiligt, sondern scheinbar nur faul herumsitzt und auf die Frage, warum er nicht mithelfe, antwortet: „Ich helfe doch. Ich sammle Farben.“

Im Winter dann, als es immer dunkler und kälter wird und die Vorräte langsam zuneige gehen, packt Frederick seine gesammelten Vorräte aus: Er erzählt vom warmen Gelb der Sonne, vom hellblauen Himmel, von saftig grünem Gras und bunten Blumen. Mit seinen Geschichten von den warmen und leuchtenden Farben hilft der kleine Frederick seiner Mäusefamilie über die sonst so trostlose Zeit des Winters hinweg.

Ich bin ein bisschen wie Frederick.

Nicht, dass ich nicht einkaufen ginge und sorgte, dass immer etwas Leckeres im Kühlschrank ist, aber ich merke gerade in dieser Zeit, in der wir mit vielen Einschränkungen leben müssen, dass die leibliche Nahrung allein nicht ausreicht. Ich bin froh, immer von meinen ganz persönlichen gesammelten Vorräten und Schätzen zehren zu können.

Was für Frederick die Farben sind, das sind für mich die Lieder und Texte, die mir meine Eltern beigebracht und die mich mein Leben lang begleitet haben. Manchmal, wenn es in mir und um mich herum dunkel und kalt ist, dann schießt mir irgendeine Textzeile durch den Kopf, die gerade in diesem Moment so wunderbar passend ist.

Du hältst die Wach an unsrer Tür und lässt uns sicher ruhn“ ging mir erst gestern durch den Kopf.

Besonders ans und ins Herz gewachsen sind mir die Lieder von Paul Gerhardt.

Paul Gerhardt hat viele seiner Texte geschrieben, als es auch um ihn herum ganz kalt und dunkel war. Umgeben von persönlichem Leid und vom Tod, von den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges hat er seine Lob- und Danklieder geschrieben. „Wohlauf, mein Herze, sing und spring“ hat er gesungen, als um ihn herum die Welt unterzugehen schien.

Seine Lieder und sein starker Glaube, das waren seine Vorräte, von denen er zehren konnte und die ihn immer wieder auf-gerichtet haben. „Er ist dein Schatz, dein Erb und Teil, dein Glanz und Freudenlicht. Dein Schirm und Schild, dein Hilf und Heil, schafft Rat und lässt dich nicht.

Ich wünsche mir und euch, dass wir das besonders in dieser Zeit auch mit-singen können und es in uns und in der Welt um uns herum wieder ein wenig wärmer und heller wird.

Bleibt gesund, bleibt behütet und singt mit mir: „Ich weiß, dass du der Brunn der Gnad und ewge Quelle bist, dar-aus uns allen früh und spat viel Heil und Gutes fließt!“

Ihre / Eure Heike Schröder

(Liedstrophen aus eg 324: Ich singe dir mit Herz und Mund, als Orgelstück auf der Homepage!)
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